Einführung

Rugby ist zwar eine der verbreitesten Sportarten auf dem Globus, führt aber in Deutschland ein Schattendasein. Diese Seite möchte das Verständnis von Rugby fördern, indem sie die Grundgedanken des Spieles erläutert.

Grundgedanke des Rugby-Spieles

In vielen Ballsportarten versucht man, den Ball in ein Tor, einen Korb, ein Feld, ein Loch oder ähnliches bugsieren. So könnte man Rugby auch erklären, aber nicht leicht verstehen.

Die Spielidee von Rugby ist es, die Reihe der gegnerischen Mannschaft zu durchbrechen und möglichst viel Raumgewinn zu erzielen. Der Ball ist dabei nur ein Symbol und der Ballträger ist mit dem Durchbruchsversuch an der Reihe.

Daraus folgen die …

Grundregeln beim Rugby

  1. Durchbrechen schließt robuste körperliche Mittel ein, aber nur durch oder gegen den Ballträger.
  2. Durch die gegnerische Reihe findet ganz vorne statt, also gibt der Ballträger die Abseitslinie vor.
  3. Der Ball soll nach vorne getragen werden. Kicken ist auch erlaubt, aber die Abseitslinie bleibt beim Kicker.
  4. Raumgewinn erfordert Bewegung, also dürfen nur Spieler auf eigenen Füßen am Kampf um den Ball teilnehmen.
  5. Raumverlust gehört zu den möglichen Sanktionen bei Regelverstößen.
  6. Der Ballträger darf den Ball jederzeit weitergeben, aber niemals den Ball aus der Hand nach vorne spielen.

Der Legende nach wurde Rugby an englischen Schulen als Erziehungsspiel entwickelt. Aus dieser Historie mögen sich erklären:

  • Die Bedeutung der Mannschaftsleistung.
  • "Choreografische" Elemente wie Gedränge und Gasse.
  • Der Geist des Respektes zwischen allen Beteiligten.

Wie erzielt man Punkte?

  • Versuch (5 Punkte): Man kommt zur Mallinie und legt den Ball kontrolliert ab.
  • Tritte durch die Malstangen:
    • Erhöhung (2 Punkte): Nach einem Versuch geht man mit dem Ball zurück ohne sich den Malstangen seitlich anzunähern.
    • Strafkick (3 Punkte): Erfolgt nach einem Regelverstoß des Gegners vom Boden aus.
    • Dropkick (3 Punkte): Kann jederzeit aus dem laufenden Spiel heraus.

Bei den Tritten durch die Stangen wird die Bedeutung des Raumgewinns deutlich: Je weiter vorne und je weiter man in der Mitte kicken kann, desto größer ist die Erfolgswahrscheinlichkeit.

Typische Spielsituationen und Regelauslegungen

Ankick zu Spielbeginn oder nach Punkten

Der Ball wird von der Mittellinie aus per Dropkick mindestens 10 m in die gegnerische Hälfte gekickt. Die defensive Mannschaft versucht den Ball zu fangen, die offensive Mannschaft muss erst hinlaufen. Wenn der Ankick nicht klappt, wählt die defensive Mannschaft zwischen eigenem Ankick und Gedränge.

Teckling

Wenn ein Spieler den Ball hat, versuchen Spieler der anderen Mannschaft, ihm den Ball zu entreißen, oder ihn durch Teckeln aufzuhalten. Beim Teckeln greift man den Gegner unterhalb seiner Schulter mit Händen und Armen an, die eigene Schulter darf helfen, aber nicht alleine angreifen. Angriffe mit Beinen und Füßen sind also verboten, oder auch nur, die Hüfte in den Weg zu stellen. Erlaubt dagegen sind z.B. das Ziehen am Trikot oder ein Hackenschlag mit den Händen.

Solange alle beteiligten Spieler auf eigenen Füßen stehen, dürfen sie um den Ball kämpfen oder weiter laufen, und andere Spieler dürfen aus jeder Richtung eingreifen.

Sobald aber ein beteiligter Spieler mit einem Knie den Boden berührt, ändern sich die Regeln:

  • Der Ballträger muss den Ball freigeben. In der Praxis toleriert man eine weitere Bewegung, um den Ball in Richtung eigener Mannschaft oder ins Malfeld zu bringen.
  • Der Teckler muss den Ballträger loslassen und sich entfernen. Wenn der Teckler wieder aufgestanden ist, darf er wieder eingreifen. In der Praxis versuchen Teckler schnell wieder hochzukommen, um "nach dem Ball zu graben", bevor er gesichert ist. Wenn dies gelingt, nennt man dies Turnover.
  • Um den Ball darf nur kämpfen, wer auf den eigenen Füßen steht.

15er-Rugby vs. 7er-Rugby

Meine Erläuterungen beschränken sich auf die 15er-Variante der Rugby-Union und weist auf die wenigen Abweichungen der spektakulären 7er-Variante hin. Die Regeln der Rugby-League finden Sie hier nicht. --- Position ---?

Im klassischen 15er-Rugby spielen 15 gegen 15 Spieler und das Spiel dauert 2x40 Minuten. Die Spiele sind sehr intensiv, sodass eine Mannschaft nur einmal pro Woche spielen kann und Turniere recht lange dauern.

Beim 7er-Rugby spielen auf dem gleichen Feld 7 gegen 7 Spieler und das Spiel dauert typisch 2x 7 Minuten. Durch die großen freien Räume auf dem Feld passiert mehr, es werden Punkte in kürzeren Abständen erzielt usw. Zudem kann eine Mannschaft mehrere Spiele pro Tag spielen, sodass z.B. olympische Turniere in je 2 Tagen für die Herren- und Damenmannschaften absolviert werden konnte.

15er- und 7er-Rugby spielt soweit möglich nach den gleichen Regeln. In den Standardsituation werden natürlich weniger Spieler eingesetzt, z.B. im Gedränge 3 gegen 3 statt 8 gegen 8. Zudem wird das Spielfluss weiter gefördert, z.B. indem eine Erhöhung oder ein Straftritt per Dropkick ausgeführt werden muss, damit es schneller geht. Typisch für 7er-Rugby ist die Laufintensität, während im 15er mehr gearbeitet wird.

Spielerpositionen

Im Profi-Rugby sind die Positionen der Spieler leicht zu erkennen, da sie in der Startaufstellung mit den zugeordneten Nummern auflaufen.

#1: Erste-Reihe-Stürmer, Prop (links), loose head prop
#2: Erste-Reihe-Stürmer, Hakler, hooker
#3: Erste-Reihe-Stürmer, Prop (rechts), blind head prop
#1 - 3 stehen im angeordneten Gedränge (scrum) in der ersten Reihe.
Die beiden Props übertragen den Gedrängedruck auf den Gegner. Da sie dazu eine besondere Ausbildung benötigen, gelten für Props besondere Wechselregeln, z.B. darf ein ausgewechselter Prop bei Bedarf wieder eingewechselt werden. Da man in der ersten Reihe den Kopf immer links vom Kopf des Gegners einfädelt, ist der Kopf des linken Props frei (loose head prop) und des rechten Props eingeklemmt (blind head prop). Typische Props sind kurz, kräftig und nicht ganz so beweglich.
Der Hakler hängt quasi im Gedränge und versucht nach dem Einwurf des Balles, den Ball mit den Füßen nach hinten zu hakeln.
#4: Zweite-Reihe-Stürmer (links)
#5: Zweite-Reihe-Stürmer (rechts)
Die Zweite-Reihe-Stürmer stecken im angeordneten Gedränge (scrum) ihre Köpfe zwischen je einen Prop und den Hakler und schieben die beiden mit den Schultern an.
#6: Dritte-Reihe-Stürmer (links), Flanker
#7: Dritte-Reihe-Stürmer (rechts), blind side flanker
#8: Dritte-Reihe-Stürmer (Mitte), Mittelbock, No 8
Die beiden Flanker schieben im angeordneten Gedränge (scrum) je einen Prop von außen an.
Der Mittelbock schiebt im angeordneten Gedränge seine beiden Zweite-Reihe-Stürmer an.
Die Dritte-Reihe-Stürmer können sich als erste aus dem Gedränge lösen und sind deshalb typischerweise die lauffreudigsten Stürmer. No 8 ist der einzige Stürmer, der im angeordneten Gedränge den Ball mit der Hand aufnehmen darf.
#9: Gedränge-Halb, scrum half
Der Gedränge-Halb wirft den Ball ins angeordnete Gedränge (scrum). Wenn der Ball auf die eigene Seite kommt, entimmt ihn der Gedränge-Halb wieder und leitet den nächsten Spielzug ein, d.h. die Gedränge-Halbs haben zusammen mit den Angriff-Halbs eine Spielmacher-Funktion.
Im angeordneten Gedränge (scrum) gilt für den Gedränge-Halb eine eigene besondere Abseitsregel: Er muss sich nur hinter dem Ball befinden, während alle anderen Spieler, die nicht im Gedränge sind, hinter dem letzten Fuß des Gedränges stehen müssen. Dadurch kann ein Gedränge-Halb als erster den gegnerischen Gedränge-Halb angreifen, wenn dieser den Ball aus dem Gedränge nimmt.
Auch beim Gasseneinwurf darf der Gedränge-Halb näher an der Gasse stehen als die sonst vorgeschriebenen 10 m.
#10: Angriffs-Halb, Verbinder
#11: Innen-Dreiviertel
#12: Innen-Dreiviertel
#13: Außen-Dreiviertel (rechts), wing
#14: Außen-Dreiviertel (rechts), wing
#15: Schluss, back
 

Weitere Ziele/Linien/… im Rugbyspiel

Rugbyregeln sind im ständigen Fluss, um moderne Entwicklungen in die gewünschten Bahnen zu lenken. Dies geschieht durch die entsprechenden Regeln und, genauso wichtig, durch die konsequente Umsetzung durch die Schiedsrichter. Ziele sind:

Sicherheit der Spieler

Insgesamt ist Rugby nicht verletzungsträchtiger als andere Mannschaftssportarten, aber es gibt einzelne typische Gefährdungen. Vor allem betrifft dies Kopf und Hals, entweder durch direkte Stöße oder durch Fallen auf den Kopf.

  • Head Injury Assesment (HIA): Bei Verdacht auf Gehirnerschütterung ordnet der Schiedsrichter eine medizinische Untersuchung durch einen neutralen Arzt an. Der Spieler wird für diese Zeit ausgewechselt.
  • High Teckle: Den Kopf durfte man nie angreifen, inzwischen wurde die Grenze sicherheitshalber unter die Schulter verlegt. Eine Ausnahme gilt für den Ballträger, der sich Angreifer mit der flachen Hand vom Leib halten darf - gegen jeden Körperteil, aber ohne Stöße und das ist selten gefährlich.
  • Ein Teckling darf nicht so erfolgen, dass die Hüfte des Gegners höher als sein Kopf kommt.
  • Angriffe in der Luft sind gänzlich verboten.
  • Übrigens sind auch Helme aller Art verboten. Die Kappen, die viele Spieler tragen, sind aus Stoff und sollen Ohren und Schwarte schützen.

Spielfluss

Ein hohes Gut beim Rugby ist der Spielfluss.

  • Es gibt viele Einzelsituationen, die zu Regelverstößen führen können. Damit der Spielfluss nicht ständig unterbrochen werden muss, gibt der Schiedsrichter ständig Anweisungen, wenn etwas zu lassen ist.
  • Kleinere Regelverstöße werden nicht immer abgepfiffen, aber wenn es dem Schiedsrichter zu viel wird, kann er für das nächste Mal eine Zeitstrafe ankündigen und auch dann aussprechen, wenn die Zeitstrafe für den einzelnen Regelverstoß nicht vorgesehen wäre.
  • Bei einem Regelverstoß lassen Schiedsrichter nach Möglichkeit Vorteil laufen, und das sehr lange. Der Vorteil wird den Spielern kommuniziert, sodass die bevorteilte Mannschaft "etwas versuchen kann".
  • Taktische Fouls, Wegschlagen oder Blockieren des Balles, zu langsames Zurückgehen und ähnliche Methoden der Zeitverzögerung werden im Rugby streng geahndet. Wenn eine Mannschaft zu langsam zurück geht, verliert sie weitere 10 m, und Zeitverzögerung einzelner Spieler führt zu einer Zeitstrafe.
  • Im Spiel darf man zwar den Pass zwischen zwei gegnerischen Spielern abfangen, aber nur, wenn dies erfolgversprechend ist. Wer nur den Ball mit dem langen Arm ablenkt ohne Chance, ihn regelgerecht zu fangen, bekomt eine Zeitstrafe wegen destruktiven Spiels.

Rugby-WM 2023 in Frankreich

Stand 14.12.2020

Rugby-Union-Weltmeisterschaft 2023 bei Wikipedia

Gruppe A Gruppe B Gruppe C Gruppe D
Neuseeland Südafrika Wales England
Frankreich Irland Australien Japan
Italien Schottland Fidschi Argentinien
Amerika 1 Asien / Pazifik 1 Europa 1 Ozeanien 1
Afrika 1 Europa 2 Gewinner des Interkontinentalen Vergleiches Amerika 2